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Burkhard Stein (langjähriger Geschäftsführer der Firma Grotrian-Steinweg), Mechthild Grotrian-Steinweg-Landeck, Karin Heidemann-Thien (Bürgerstiftung) Ilse Fronhöfer, geb. Grotrian. Foto: Stadt Braunschweig / Daniel Kösters
Burkhard Stein (langjähriger Geschäftsführer der Firma Grotrian-Steinweg), Mechthild Grotrian-Steinweg-Landeck, Karin Heidemann-Thien (Bürgerstiftung) Ilse Fronhöfer, geb. Grotrian. Foto: Stadt Braunschweig / Daniel Kösters

Persönlichkeitstafel für
Grotrian-Steinweg enthüllt

In der Zimmerstraße 24 ist am 08. November 2018 in Anwesenheit von Vertretern des bis heute erfolgreichen Klavierbauunternehmens Grotrian-Steinweg, Nachfahren der Familie sowie Vertretern der Stadt und der Technischen Universität Braunschweig eine Persönlichkeitstafel für die Klavierbauerfamilie Grotrian-Steinweg enthüllt worden.

An der Adresse Zimmerstraße 24 befand sich eine der ersten Fertigungsstätten des Unternehmens. Ermöglicht wurde das Projekt nicht zuletzt durch die Spende zweier Nachfahrinnen der Familie, Ilse Fronhöfer und Mechthild Grotrian-Steinweg-Landeck.

Der langjährige Geschäftsführer der Firma Grotrian-Steinweg, Burkhard Stein, zeigte sich erfreut über die Wertschätzung, die die Stadt Braunschweig der Familie und dem Unternehmen durch das Aufstellen der Persönlichkeitstafel erwies: „Die Familie Grotrian ist seit dem 14. Jahrhundert in Braunschweig nachweisbar. Das Grotejan’sche Wappen mit den drei schwarzen Hähnen im weißen Feld auf blauem Grund wird mit der Jahreszahl 1390 im Schichtbuch der Stadt geführt. Friedrich Grotrian war das erste Familienmitglied, welches sich ab den 1830er Jahren mit dem Klavierbau beschäftigte und begründete damit eine lange Tradition. Seit über 180 Jahren existiert das Klavierbauunternehmen Grotrian-Steinweg bereits. Es ist schön zu sehen, dass Verdienste um die kulturelle Landschaft Braunschweigs gewürdigt werden und nicht in Vergessenheit geraten.“

Karin Heidemann-Thien vom Vorstand der Bürgerstiftung unterstrich die kulturhistorische Bedeutung des Klavierbauerstandortes Braunschweig für die Stadt und die Bürgerstiftung: „In diesem Jahr ist es uns durch die Aufstellung der Persönlichkeitstafeln für die Klavierbauerfamilien Schimmel und Grotrian-Steinweg sowie die Klavierbaufirma Zeitter & Winkelmann gelungen, eine weitere kulturhistorische Facette der Stadt Braunschweigs in den Fokus zu rücken. Die Braunschweiger Klavierbauer haben die Stadt sowohl künstlerisch, unter anderem durch die Förderung junger Musiker, als auch wirtschaftlich bereichert und ihre Bekanntheit gesteigert.“

Familie und Firma Grotrian-Steinweg

Auf dem Gelände zwischen Zimmerstraße, Bültenweg und Gliesmaroder Straße baute Wilhelm Grotrian 1890 ein neues Werk für die Produktion der Flügel und Klaviere der Firma Grotrian-Steinweg, das mehrmals erweitert und modernisiert wurde.

Die Wurzeln des Klavierbauunternehmens legte Georg Friedrich Carl Grotrian. Nach einigen Jahren als Musikalien- und Instrumentenhändler in Russland kehrte er 1856 in seinen Geburtsort Schöningen zurück und lernte Theodor Steinweg kennen. Dessen Vater hatte 1835 in Seesen eine Klavierbaufirma gegründet, in die Grotrian nun einstieg. Die Produktionsstätte wechselte über die Region Minden nach Wolfenbüttel und schließlich 1858 nach Braunschweig. Schon bald waren die Instrumente aus Braunschweig über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

Doch Grotrian starb überraschend 1860. Sein Sohn Wilhelm (12.08.1843 bis 26.08.1911) musste seine Lehre frühzeitig beenden, um in das Unternehmen einzutreten. Als Steinweg nach Amerika auswanderte, um dort das Unternehmen Steinway & Sons aufzubauen, führte Wilhelm Grotrian das Braunschweiger Unternehmen weiter. Er überarbeitete und verbesserte die übernommenen Steinweg-Modelle; daneben förderte Wilhelm Grotrian das Musikleben der Stadt und unterstützte insbesondere junge Musiker.

Wilhelms Söhne Willi und Kurt traten 1895 als gleichberechtigte Teilhaber in die Firma ein. Willi übernahm die technische Leitung und gestaltete den bis dahin noch handwerklichen Arbeitsablauf zu einem modernen Fabrikbetrieb um. 1903 entwickelte er als erster Konstrukteur ein Kleinklavier, das in Fachkreisen großes Aufsehen erregte. Kurt übernahm den kaufmännischen Part und repräsentierte die Firma nach außen.

Die Hintergründe:

1896 heiratete Willi Grotrian Marie Litolff, Tochter des Musikverlegers Theodor Litolff in Braunschweig, und sein Bruder Kurt heiratete Elsbeth Blasius, Tochter des Stadtrates und Professors der Technischen Hochschule Dr. Rudolf Blasius, Mediziner und Ornithologe, der sich besonders um die hygienischen Einrichtungen Braunschweigs verdient machte. Sein Vater, Johann Heinrich Blasius, Professor für Zoologie und Botanik, begründete den Botanischen Garten am Fallerslebertor und leitete zugleich das Naturhistorische Museum und das Herzog-Anton-Ulrich-Museum. In dieser Funktion arbeitete er freundschaftlich mit Bernhard Hausmann zusammen, Oberbaurat in Hannover, Fabrikant, Kunstsammler und Begründer des Kunstvereins, der sich besonders um die Entwicklung des Eisenbahnwesens verdient machte. Sein Sohn, Karl Hausmann, wiederum heiratete die Enkeltochter von Peter Joseph Krahe, die damit Schwiegermutter Rudolf Blasius und Großmutter Elsbeth Grotrians, geborene Blasius, wurde.

Seit 1928 waren Erwin und Helmut, Kurts Söhne, Teilhaber in dem Unternehmen. Während des Zweiten Weltkriegs musste die Fabrikation von Instrumenten nahezu eingestellt werden, erst 1948 konnte die Fertigung wiederaufgenommen werden. Helmut Grotrian-Steinweg, der Sohn Kurt und Elsbeth Grotrians, heiratete mit Luise Charlotte Hermann die Urenkeltochter des angesehenen Pastors und Kirchenrates der Braunschweiger reformierten Gemeinde Carl Wilhelm Saul (1802-1879), die über ihren Vater, Buchdruckersohn und Chemiker aus Leipzig, mit dem Braunschweiger Verleger George Westermann verwandt ist.

1974 bezog das Unternehmen unter Leitung von Knut Grotrian-Steinweg eine neue Produktionsstätte im Norden der Stadt. Er führte das Unternehmen in fünfter Generation bis 1999. Dann übernahm Burkhard Stein die Geschäftsführung des renommierten Unternehmens, welches bis 2017 den drei Töchtern von Erwin Grotrian-Steinweg: Mechthild, Irmhild und Liebhild Grotrian-Steinweg gehörte.